Spiritual Labyrinth (Geistlicher Irrgarten)
FrakturItem Info
Language: German
Weiser Number: 285
Physical Description: Leaf
Material: Laid paper; watercolor; ink
Transcription:
Geistlicher Irrgarten,
Mit vier Gnaden=brunnen, dadurch Christlich angedautet werden, 1. Die vier Ströhm des Paradieses, und der glückselige Zustand des Menschen vor dem Fall. 2. \ Durch das verkehrte Lesen wird angemerkt, die viel und mancherley Kümmernissen und drangsalen dieses Lebens. 3. Daß er aber an gleichem Ort anfagt und \ endet, zeiget: Gleich wie alles wasser aus dem Meer, und wieder in dasselbe sliesset: Also der Mensch, so bald er an diese Welt gebohren, mit seinem Leib wieder zu sei= \ nem Ursprung, und zu seiner Mutter der Erden eilet. Die Seel aber soll ein jeder Christ GOtt täglich durch Buß, Glauben und Gebät aufopfern, biß sie auch zu GOtt \ ihrem Ursprung, und in seine völlige Geniessung und Besitzung gelangen kan. 4. Endlich wird angewiesen, wie der Mensch durch den Satan zur Sünd gereizt, und \ zu Fall gebracht worden, dadurch die gantze Natur des Menschen verderbet ist: Deßhalben, wie ein irrendes Schaaf herum wandert, biß GOtt sein Ganden=arm über \ ihn austrecket, und durch seinen Heiligen Geist aus dem Göttlichen Gesetz als einem geistlichen Spiegel überzeuget, ihme seine Augen öffnet, daß er sein \ tiefes Elend sehen und erkennen kan, mit Verlangen daraus erlößt zu werden. Darauf zu GOtt ruft, der ihme rathet, und durch \ sein heiliges Wort auf Christum weiset, und durch den wahren Glauben an Christum JEsum auf die rechte Straaß \ des Lebens gebracht wird, und also glückselig heraus kommt, zur geniesung der ewigen Seligkeit.
Gott leite alles zum Preiß seines heiligen Namens und zum Guten seiner Gemeine.
Als Adam in dem Paradeiß, von GOTT erschaffen A war mit Fleiß in seinem Bild und Ehren, wurd er untreu dem HErren: durchs Taufels Lügen , Trug und List der grose Fall geschehen ist: dager kommt es nicht minder, daß wir als Adams Kinder in Sünden sind gebohren; das schöne Bild verlohren. Weil wir die Sünd geerbet, und dadurch gantz verderbet, Darum als ich erwachte, die Sachen wohl bedachte, kam ich in grossen Schmerzen, der ging mir tief zu Herzen: Da nahm ich mir in Sinn, ein weil spaziren hin, als ich so fort that schreiten, sah ich ein Gart von weitem, schön lustig anzusehen, thät mich bald zu ihm nahn: Die weil er nit verschlossen ging ich drein unverdrossen, Im Garten hin und wieter, ein klein weil auf und nieder, Setlsam ward er formirt, daß ich schier wurd verirrt, wollt mir gleich werden bang, dieweil der Weg und Gang thät hin und wieder lenken, erst thät ich mich bedenken, daß ich der rechten Straaß abging ohn Unterlaß, Dann Ich kein Thür noch Thor, konnt finden da ich vor war ertlich kommen her, Indessen wurd ich gewahr, eines Mannes und dunkte mich er sehe zorniglich, als ich mich zu ihm wandt, hat er in seiner Hand voll g’schriebene Tafeln B zwo, ich sprach zu ihm also, Ich bitt dich in Gebühr, zeig mir den Weg zur Thür, Dann ich war leider heut, sehr abgegangen weit: Da sah mich dieser Mann gar hart und ernstlich an, sprach, wornach hast Verlangen, daß du hierher bist gegangen. Du hast von Jugend an, gar wenig guts gethan gebrichen die Gebott, so uns gegeben GOtt: Hör doch wie dir der HErr stets also dräuet sehr, und mit den Worten schreibt verflucht ist C wer nicht bleibt, u. nicht lebt GOtt g’fallen, nach den Gebotten allen, der muß des Todtes sterben, in Ewigkeit verderben, der in der Sünd verharret, und seine Buß aufsparret: Als ich gehöret die Wort, erschrak ich an dem Ort und thät mich von ihm lenden, mein Weg zu rück wollt wenden, Da kont ich nirgens aus, erst kam mir an ein Grauß: mein Haar gen Berg thät stehen wenn ich vermeint zu gehen hinaus, kam ich erst ein, was kann elender seyn, darzu so dünckte mich, wie mir allzeit nach schlich der Tod in grim’ger G’stalt, und wolt mir mit Gewalt, mein Leben D da entziehen als ich hinaus wolt fliehen, da fand ich doch kein Pfort die mich recht weiset fort, sprach wer will mich erlösen, von Sünd und allem Bösen, hätt’ ich doch bald gefunden die Ruh und Freuden=Stunden. Da fand ich in der That den treuen Gottes=rath, so heists ruff mich nur F an, aus Noth ich helffen kan, Da rufft mein Herz und srpciht, ach! Herr verlaß mich nicht Darauf hab ich ersehen, ein Mann thät zu mir gehen, und sprach zu mir gar lind merk auf O Menschen=Kind. Also spricht GOtt der Herr, der dich geliebet sehr, verlasen hab ich dich, doch nicht für ewiglich, nur einen Augenblick, dich darum nur drein schick, doch will ich ewiglich, mir Gnaderbarmen mich, und deiner nehmen an, darauf man bauen kan. Und siehe es wird sein, ein Jungfrau schwanger seyn, die wird ein Sohn gebähren, das thu ich dir erklären, der heißt H Emanuel vertrau ihm deine Seel, da ich hört diese Wort fuhr ich mir freuden fort: Und als ich hat vernommen, daß der Erlöser kommen: Ein Engel es vermeldt, den Hirten auf dem Feld, Merkt wohl den guten B’richt, ihr Menschen fürcht euch nicht ich künd an grose Freud, dann es ist euch ja heut der Heyland der erkoren, an diese Welt gebohren, als sie das Wort empfanhen, sind sie zu JEsu gangen, und haben ihn gefunden in Windeln eingewunden und alles offenbahr, wie es verkündet war. Weil ich das hab vernommen, hoff ich zurecht zu kommen: Da sprach auch offenbahr, der sein Vorläuffer K war zeigt auf ihn sagt mit Nam, sih das ist GOttes Lamm, daß der Welt Sünden trägt, dardurch wurd ich bewegt, Verhoff zu treffen an, die rechte Straß und Bahn, daß ich kan aus dem Garten, in dem da sah ich warten ein Herr der da vermeldt also hat GOtt die Welt, so hoch und breit geliebet, daß er sein Sohn hiengiebet: Daß alle die auf L Erden, so an ihn glauben werden, nicht kom’n zur Höllen=Pein: sondern selig sein: Noch nicht spricht JEsus Christ der dein Erlöser ist, ich bin der Weg, merk eben die Warheit und das M Leben: Es ist sonst N gar kein Heyl, kein Seelen-schatz und Teil, Ist auch kein andrer Namen dadurch wir allezammen kön’n ewig seelig werden, im Himmel noch auf Erden als JEsus und sein Blut der machet wieder gut, was Adam hat verderbet, u. wir O von ihm geerbet. Wirst du an JEsum kleben, gleich wie ein Schoß der P Reben, so wird dein Glaub auf Erden durch Liebe thätig werden. Darum HErr JEsu Christ, leit mich zu jeder Frist. Durch deinen Geist u. Wort, zur rechten Lebens=Pfort: Du hast ja mir zu gut, vergiesen lan dein Blut, mein Sünd darmit bezahlt, erlößt vons Todts Gewalt, da du am Creutz G gestorben, beym Vatter mir erworben das ewig Himelreich, versetz uns bald zugleich, zu dir ins himmlisch Hauß, so kommen wir heraus.
Gedruckt im Jahr Christi 1785.
[in lower left center]
F Psalm 50.
H Jes. 7. \ & 54.
i Luc. I 31
[in lower right center]
K Johann. I.
L und 3.
M & 17.
O Röm.5.
Translation:
Spiritual Maze with four wells of grace to denote briefly: 1. The four rivers of Paradise, and the happy condition of man before the Fall. 2. The twisted reading characterizes the many and varied worries and afflictions of this life. 3. However, that is begins and ends at the same place, illustrates in the same way that all waters flow out of the sea and return again to the same, so also man, as soon as he is born into the world, hurries back to his origin and to his mother earth. However, each day every Christian shall offer his soul to God through penance, faith and prayer, until it too has reached God, its origin, and his complete enjoyment and possession. 4. Finally it is pointed out how man is induced into sin through Satan and is brought to the Fall, through which the whole nature of man is corrupted: Wherefore he wanders around like a lost sheep until God extends His arm of grace over him and convinces him through his holy spirit with the divine law as with a spiritual mirror, opens his eyes that he can see his deep misery, and recognize his desire to be redeemed from it. Thereupon he calls to God, Who counsels him and through His Holy Word points to Christ, and through true faith in Christ Jesus he is brought to the proper road of life and so comes out of it happily, to the enjoyment of eternal blessedness.
May God direct all things to the honor of His holy name and to the good of his church.
When Adam had been A created with virtue in Paradise by God in his image and glory, he became unfaithful to the Lord through the lies, deceit and guile of the devil; the great fall occurred. Thus it is no little thing that we as Adam’s children are born in sin and have lost the precious image because we have inherited sin and are thereby totally corrupted.
That is why, when awakening and seriously reflecting upon this matter, I felt great grief deep in my heart. There in my mind I was, out walking for a while. And as I was walking along, I saw a garden in the distance that looked so appealing, I was soon drawn near to it. Since it wasn’t locked, I went into it undismayed. Back and forth I walked and up and down in this garden. It was strangely laid out. I felt I could very nearly get lost in it. Then I almost became afraid because the path wound back and forth so much and I thought at first I was going the wrong way without a chance of ever getting back on the right way. For I could find no door or gate which was at the place where I first came in. In the midst of this I became aware of a man, who, I thought, looked at me angrily as I turned to him. In his hand he had B two written tablets. I said to him, “I beg of you, with all due respect, show me the way to the gate, for today it was my misfortune to have strayed so far off course.” This man looked at me seriously and sternly and said: “Of what are you desirous that you have come here? From your youth onward you have done little good and broken the commandments which God gave us. Hear how distressed the Lord is over you, as He states in the words, ‘Cursed is C he who does not live and remain pleasing to God in accord with all of the commandments. He must die the death and perish in eternity who revels in his sin and reserves his repentance.’” When I heard those words a fright came over me in that place. I would have turned back and fled from him, but there was no way out. The thought of leaving by the way I came in filled me with such dread that I felt my hair would stand on end. What could be more miserable, it occurred to me, then the grim figure of death creeping incessantly after me. With all my might I wanted to preserve my life D and flee from there. But I could find no gateway to lead me out. I cried, “Who is there to deliver me from sin and all evil?” If only I could have the hour of peace and joy. Instead I had the true wrath of God. All I could do was call F on Him who could help in time of need. So my heart besought and said, “O Lord, depart not from me.” Then I indeed found the loyal advice of God that says just call on me F, I can help in need. So my heart called out and said, “O! Lord, don’t leave me.” I then noticed a man approach me. He spoke to me quite calmly: “Take note, O child of man, to what God, the Lord, who loves you dearly, says to you. ‘I left you but not forever, only for a moment, that you may bear with it. But I will forever have mercy on such as you. On that you can depend. And see it will be that a virgin shall be pregnant, she will bear a son, I will tell you, his name will be H Emanuel. Commit your soul to him.’” When I heard these words I continued joyfully. And when I heard that the savior will come, how an angel had announced it to the shepherds in the fields, “Hear the good news, you people ate not afraid, I am announcing great joy, for today the savior that was chosen for you was born into the world.” When they received the word they went to Jesus, and they found him wrapped in diapers and everything as it had been told to them. When I heard this I hoped that I would be set right. There also spoke clearly the one who was his forerunner K, he pointed at him and called him by his name, “Look, this is God’s lamb that carries the sins of the world on its back. “ I was moved by all this. I had hope that I would find the right way and path so that I can get out of the garden in which I saw a man waiting who announced: “God loved the world so highly and totally that gave his son, that all on L earth who believe in him will not know the pains of hell, but instead will be blessed. “Not yet,” says Jesus Christ, who is your savior. “I am the way, remember the truth and the M life or else there is N no salvation, no portion or treasure for the soul. There is no other name by which we all together can become blessed, neither in heaven nor on earth, besides Jesus and his blood, who restores again what Adam corrupted and we, o, inherited from him. If you stick to Jesus like the branches to the vine P, your faith on earth will become active through love.” Therefore, Lord Jesus Christ, guide me at all times with your spirit and word to the right gate of life. You have to my benefit spilled your blood and paid with it for my sins, freed me from the power of death. Because you died on the cross G you received for me from the father the eternal kingdom of heaven. place us soon in the heavenly house so that we will get out.
Printed in the year Christi 1785.
[in lower left center]
F Psalm 50
H Jesus 7
I Lucas 1:31
[in lower right center]
K John 1
L and 3
M & 17
O Romans 5.
Category: Spiritual Labyrinth (Geistlicher Irrgarten)
Media Type: Letterpress Prints
Source: Rare Book Department
Notes:
Hand-drawn; hand-colored; printed form. The central text printed in Fraktur is organized as a maze. It is arranged around four rectangular frames which contain two stars as well as the references to eight biblical verses referred to in the text. The citations (A to O) are noted at the appropriate place in the text and can thus be matched with the relevant verse. The text is flanked by undulating vines with a variety of flowers. Along the upper border is a row of flowers. In the upper corners are two birds. See FLP 1134 for another example of this imprint also decorated by Henrich Otto.
Associated Names: Otto, Henrich
Bibliography:
"Johann Henrich Otto" in Russell D. and Corinne P. Earnest, Papers for Birth Dayes: Guide to the Fraktur Artists and Scriveners (East Berlin, Pa.: Russell D. Earnest Associates, 1997), 2nd ed., vol. 1, pp. 594-600.
"The Spiritual Maze" in Don Yoder, The Pennsylvania German Broadside: A History and Guide (University Park, Pa.: The Pennsylvania State Univ. Press, 2005), pp. 181-183.
Lisa Minardi, "Henrich Otto and Sons: Fraktur Artists and Furniture Decorators," Der Reggeboge 49, no. 2 (2015), published on p. 47 as fig. 39.
Creation Place Town/Township: Creation Place Note:Based on location of printshop
Region/County:Lancaster
City/Town/Township:Ephrata
State/Province:Pennsylvania
Creation Year (Single Year or Range Begin): 1785
Image Dimensions Width: 53 cm
ShelfMark: FLP 1057
Creator Name: [Henrich Otto (c. 1733-c. 1799)] - Decorator
Ephrata Cloister - Printer/Publisher